Biographie

Biographie

Mark Lammert (*30. September 1960 in Berlin) ist ein deutscher Maler, Zeichner, Graphiker und Bühnenbildner.

Nach seinem Studium an der Kunsthochschule Berlin wird er Meisterschüler an der Akademie der Künste. In den darauffolgenden Jahren erhält er verschiedene Stipendien, u.a. der Stiftung Kunstfonds, Bonn (1996) und des Centre Les Récollets, Paris (2003). 1998 wird ihm der Graphikpreis der Kunstmesse Dresden und 1999 der Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste verliehen. 2002 folgt die Auszeichnung mit dem Eberhard-Roters-Stipendium für Malerei der Preußischen Seehandlung. Seit 2011 ist Lammert Professor für Malerei und Zeichnung an der Universität der Künste, Berlin, und seit 2015 Mitglied der Akademie der Künste.

Neben Einzelausstellungen – u.a. in der Akademie der Künste, Berlin (1999), im Kunstraum Les Subsistances, Lyon (2002), und im Centro de Arte Moderna, Fundação Calouste Gulbenkian, Lissabon (2005) – hat er an zahlreichen Ausstellungen zur deutschen Kunst teilgenommen, u.a. Deutschlandbilder, Martin-Gropius-Bau, Berlin (1997), Kunst in der DDR, Neue Nationalgalerie, Berlin (2003), Art of Two Germanys, County Museum of Art, Los Angeles (2009), Weltreise. Werke aus dem Kunstbestand des ifa 1949 bis heute, Karlsruhe, Moskau u.a. (2013), und Geist und Form. Ten Painters, Bloomington/Indiana (2013). Seine Werke sind in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, u.a. Kupferstichkabinett der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Staatliche Kunstsammlung, Dresden, Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt a.M., und Sammlung Ann und Werner Kramarsky, New York.

Früh arbeitet Lammert parallel in Malerei, Zeichnung und Graphik und befragt diese Medien konzeptuell, was zumeist in verschiedenen Serien mündet: Noch während seiner Studien- und Meisterschülerzeit entstehen die Gruppenbilder WARTENDE (1983-1988) sowie die Reihe FLEISCH (1985-1988) und WEISSE AKTE (1988-1989). Das hier zu erkennende Prinzip der Reduzierung der menschlichen Figuren auf Fragmente, setzt er mit seiner großformatigen Bildserie ALLIIERT (1994-1996) fort, die er mit Rottönen auf Rückseiten alter Landkarten malt. Eine Faszination für kartographische Verfahren spiegelt sich auch in seinen Zeichnungen wieder, die er vermehrt mit einem feinen Liniennetz überzieht. Daneben entsteht ein umfangreiches druckgraphisches Werk, bei dem er auch Abbildungen aus der Wissenschaft in seine Bildfindung einbezieht, die er – wie etwa in seiner Reihe KOLUMNE (1998-2002) – eigenen Arbeiten collagenartig gegenüberstellt.

In seiner Malerei wendet Lammert sich 1998 dann vor allem kleineren Bildformaten zu, die er für Ausstellungen zu veränderbaren und großformatigen Tableaux arrangiert: Dabei sind die mit Öl sowohl auf Leinwand und Holz gemalten Bildblöcke ARMBRUST (1998–1999), HÜLLEN (1998–1999), BRUST-KORB (1998–2000), WEISS (2001–2003) und AUFERSTEHUNG (2010-2013) auf helle und PASSION (2001–2002), SCHWARZ (2002–2004) und MANNÖVER (2005-2008) auf dunkle Hintergründe gesetzt. Sie loten unterschiedliche Relationen von Figur und Grund aus, indem die Figurenfragmente in Schichtungen vom Malgrund aufgenommen werden. Eben jenen Versuch der Ausdifferenzierung und Abstufung der Farbebenen übersetzt er mit seiner Reihe SCHWIMMER (2005-2009) in farbige Hintergründe.

Seit den 80er-Jahren sammelt Lammert Material in Arbeitsbüchern, die einen parallelen Arbeitsraum bilden und den politischen Kontext vorführen, in dem sein Werk steht. Neben Zeitungsausschnitten, Photographien und Zeichnungen sind sie mit schriftlichen Exzerpten aus unterschiedlichsten theoretischen und literarischen Texten gefüllt. Visuelles und Verbales wird hier miteinander verschränkt und in Korrespondenz gesetzt. In seinen als RISSE (2004, 2013) betitelten Schriftarbeiten wird dieses handschriftliche Kopierverfahren dazu verwendet, Bilder zu erschaffen, die gleichermaßen Text und Zeichnung sind und erst durch Aussparungen innerhalb der Textblöcke Formen und Figuren freigeben. Aber auch die Grenze von Zeichnung und Malerei löst sich in seiner Serie KNOCHEN (2006-2007), die inspiriert ist von farbigen Präparaten der tierkundlichen Sammlung des Musée Fragonard, Paris, zunehmend auf. Solche freischwimmenden farbigen Felder, die erst durch das linierte Grundmuster kartographiert werden, kennzeichnen auch die Reihe EPIDAUROS (2009), die als Befragung der Ursprünge des Dramas zu verstehen ist.

Nach seiner Zusammenarbeit mit Heiner Müller, Duell-Traktor-Fatzer (1993) und Germania 3 (1995), erarbeitet Lammert weitere Bühnenräume für das Theater, die Oper oder den Tanz: für Jean Jourdheuil u.a. Germania 3, Centro Cultural de Bélem, Lissabon (1997), La Finta Giardinera, Staatsoper, Stuttgart (2003), und Michel Foucault, chose dites, choses vues, Festival d’Automne, Paris (2004), für Dimiter Gotscheff u.a. Die Perser, Deutsches Theater, Berlin (2006) und Epidauros/Griechenland (2009), Prometheus, Volksbühne, Berlin (2009), Oedipus Tyrann, Thalia Theater, Hamburg (2009), für Volker Schlöndorff Und das Licht scheint in der Finsternis, Berlin/Moskau (2009), und Reinhild Hoffman Exercices du silence, Staatsoper, Berlin (2011), denen allen neben ihren skulpturalen Formen eine malerische Aussagekraft gemeinsam ist.